Welches ist das richtige Netzteil für meine Gitarreneffekte? Was ist Spannung, was ist der Unterschied zwischen AC und DC, und warum muss ich mich um Strom und Polarität kümmern?
Wenn ein Gitarreneffekt nicht funktioniert, liegt es sehr nahe, dass Du die falsche Stromversorgung verwendest. Bei der Stromversorgung der Gitarreneffekte müssen die folgenden vier elektrischen Eigenschaften beachtet werden: die Spannung (V), der erforderliche Strom (mA), Wechsel- oder Gleichspannung (AC oder DC) und die Polarität (nur bei Gleichspannung). Wenn mehrere Geräte mit einem gemeinsamen Netzteil gespeist werden, kommt zudem noch das Thema der galvanischen Trennung (Isolation) ins Spiel.
Ein korrekt beschriftetes Gerät verrät Dir alle wichtigen Informationen neben der Netzbuchse:
Leider beschriften nicht alle Hersteller ihre Geräte vorschriftsgemäss. Ein Blick in die Bedienungsanleitung müsste aber die fehlenden Angaben zu Tage fördern.
Spannung (V)
Die Spannung (gemessen in Volt) ist das elektrische Potential zwischen zwei Polen. Wenn wir Strom mit Wasser vergleichen, ist die Spannung wie der Wasserdruck. Der Druck ist vorhanden und sobald wir den Wasserhahn öffnen, beginnt das Wasser zu fliessen. Im Gegensatz zu Wasser fliesst die Spannung aber nicht ins “Leere”, sondern immer nur von einem elektrischen Pol zum anderen. Spannung kann also immer nur zwischen zwei Punkten (Polen) anliegen.
=> Wenn die Spannung des Netzgerätes zu niedrig ist, kann der Gitarreneffekt nicht funktionieren, weil er nicht genügend Energie von der Stromversorgung bekommt.
=> Wenn die Spannung zu hoch ist, wird der Effekt abfackeln, weil er mit der Menge an Energie nicht umgehen kann.
=> Die Spannung (V) eines Netzteils muss also immer mit den Angaben des Gerätes übereinstimmen, das gespeist werden soll.
Strom (mA)
Strom ist die Menge der Elektronen, die von einem Pol zum anderen fliessen. Solange die beiden Pole “offen” sind, fliesst kein Strom. Sobald wir den Gitarreneffekt mit der Batterie oder der Stromversorgung verbinden (oder sobald wir das Gerät einschalten), fliesst der Strom von einem Pol durch den Effekt zum anderen Pol.
Zurück zu unserer Wasser-Analogie: Strom ist die Menge an Wasser, das durch ein Rohr fliesst. Der bei Gitarreneffekten angegebene “mA” -Wert ist die max. Strommenge, die das Gerät im Betrieb braucht. Der auf einer Stromversorgung (z. B. Voodoo-Lab pedal power) gedruckte “mA” -Wert ist die max. Menge an Strom, den das Netzteil liefern kann. Das Netzteil muss mindestens soviel Strom liefern, wie das Effektgerät braucht. Es schadet aber nichts, wenn das Netzgerät mehr liefern kann (das ist sogar ein Vorteil). Umgekehrt ist ganz schlecht. Wenn das Effektgerät mehr Strom verlangt als das Netzteil liefern kann, geht die Stromversorgung in die Knie, die Spannung wird “zusammen gerissen”. Ein geregeltes Netzteil schaltet bei Überlastung ab. Das kann entweder sofort sein oder mitten im Gig. Ein einfaches (ungeregeltes) Netzteil geht dann einfach in Rauch auf.
Analoge Geräte brauchen in der Regel nur sehr wenig Stom (unter 20mA), während digitale Geräte wesentlich mehr benötigen (mehrere 100mA).
=> Wenn ein Netzteil nicht in der Lage ist, die erforderliche Menge an Strom zu liefern, kann der Gitarreneffekt nicht funktionieren, weil er nicht genug Energie bekommt. Ausserdem kann es die Stromversorgung beschädigen, da das Effektpedal zu viel Energie anfordert.
=> Der Strom (mA) eines Netzteils muss mindestens den Anforderungen des zu speisenden Gerätes entsprechen oder besser übersteigen.
AC/DC (Wechselspannung/ Gleichspannung) & Polarität
AC / DC ist nicht nur eine der bekanntesten Rockbands der Welt, sondern auch ein wichtiges elektrisches Merkmal. Der Strom, also die Elektronen, die in einem Kabel fliessen, haben eine Richtung. Eine Glühbirne interessiert es nicht, in welche Richtung die Elektronen fliessen. Aber viele elektronische Bauteile arbeiten nur in einer Richtung.
Die meisten Gitarren-Effekte arbeiten mit Gleichstrom (DC). DC hat einen positiven (+) und einen negativen (-) Pol. Diese Geräte geben also vor, in welche Richtung der Strom fliessen muss. Daher muss hier auch unbedingt die richtige Polarität (Plus & Minus) beachtet werden.
Aber es gibt auch Gitarreneffekte, die mit Wechselstrom versorgt werden. Wechselstrom bedeutet, dass sich die Polarität mit der Netzfrequenz ändert (50Hz in Europa, 60Hz in Amerika). Die Polarität spielt hier keine Rolle. Gitarreneffekte, die mit AC gespeist werden, verfügen über einen integrierten Gleichrichter, der die Wechselspannung in die für den internen Betrieb erforderliche Gleichspannung umwandelt. Diese integrierten Gleichrichter haben einige Vorteile. Diese hier zu erklären würde aber den Umfang dieses Artikels sprengen.
=> Gitarreneffekte, die DC benötigen, müssen mit einem DC-Netzteil versorgt werden. Zudem muss die Polarität beachtet werden.
=> Ein Effekt, der AC erfordert, muss immer mit einem AC-Netzteil versorgt werden. Es gibt aber auch Geräte, die sowohl mit AC also auch mit DC versorgt werden können.
=> Wird ein DC-Gitarreneffekt an ein AC-Netzgerät angeschlossen, kann dies das Effektgerät sofort zerstören. Wird ein AC-Effektgerät mit DC gespeist, funktioniert das Effektpedal nicht.
=> Verwende immer das richtige Netzteil (AC oder DC). Achte bei der Verwendung von DC (Gleichspannung) auf die richtige Polarität!
Mehrfach Stromversorgung
Meistens hat man ja mehrere Effekte, die mit Strom versorgt werden müssen. Zum einen gibt es Netztgeräte mit mehreren Ausgängen. Zum anderen kannst Du auch ein simples Mehrfach-Stromkabel mit mehreren Steckern verwenden, mit dem mehrere Effekte an ein einzelnes Netzgerät angeschlossen werden können. Doch auch hier muss einiges beachtet werden:
Mehrfach-Stromkabel
Du kannst mehre Effekte mit ein und demselben Netzgerät speisen. Wenn Du beispielsweise ein Netzteil mit der Bezeichnung “9V DC 500mA” hast und drei Gitarreneffekte, die 250mA, 100mA und 50mA benötigen, kannst Du alle drei Effekte mit demselben Netzteil versorgen. Zusammen benötigen die drei Effekte 400mA, das Netzteil kann aber 500mA liefern. Also genug für alle drei Effekte. Ein Mehrfach-Stromkabel darf aber nur eingesetzt werden, wenn folgende Voraussetzungen alle erfüllt sind:
- Alle Gitarreneffekte benötigen die gleiche Spannung
- Alle Effekte verlangen Gleichspannung (DC).
- alle Effekte haben die gleiche Polarität
- alle Effekte zusammen benötigen nicht mehr Strom als das Netzteil liefern kann
- Die Effekte sind im Signalweg direkt hintereinander angeordnet.
=> Effektgeräte, die mit Wechselstrom versorgt werden, benötigen jeweils ein separates Netzteil.
=> Wenn sich ein Effektgerät vor dem Amp befindet, und ein anderes im Send/Return, benötigen diese separate Netzteile. Andernfalls würdest Du über das Stromkabel einen Ground-Loop schaffen, der garantiert zu Brumm führt.
Netzteile mit mehreren Ausgängen
Bei Netzteilen mit mehreren Ausgängen musst Du unbedingt darauf achten, dass die Ausgänge galvanisch getrennt (isoliert) sind. Das bedeutet, dass es sich um mehrere unabhängige Netzteile in einem Gehäuse handelt. Du kannst dann problemlos an jedem Anschluss ein Effektgerät betreiben.
Falls die Ausgänge nicht galvanisch getrennt sind, handelt es sich lediglich um ein einzelnes Netzteil mit mehreren, parallelen Anschlussbuchsen. Das ist dann das gleiche wie wenn Du ein Mehrfach-Stromkabel verwenden würdest und bringt natürlich die oben erwähnten Beschränkungen und Probleme mit sich.
Die Wahl des richtigen Netzteils für die Gitarreneffekte
Rekapitulation: Wir haben eine Stromversorgung (den Wandadapter) und eine Last (das Gitarreneffektpedal). Die Stromversorgung muss die Nennspannung (z.B. 9V DC) bereitstellen. Das Effektpedal zieht soviel Strom wie es braucht. Solange die Stromversorgung den vom Effektpedal benötigten Strom liefern kann, ist jeder zufrieden und alles funktioniert. Die Dinge werden düster, wenn die Stromquelle den Strom nicht liefern kann oder wenn die Spannung zu hoch oder zu niedrig ist.
Fehlerbehebung
Wenn Du Probleme mit der Stromversorgung eines Gitarreneffektes hast, überprüfe, ob die Strom- und Spannungsvorgaben des Pedals und des Netzteils zusammenpassen. Gehe folgendermassen vor:
1. Wenn Dein Effektpedal mit einem Netzgerät geliefert wurde, schliesse dieses Original-Netzgerät am Effekt an. Wenn es so funktioniert, liegt das Problem beim Netzteil des Drittanbieters beziehungsweise daran, dass das verwendete Netzteil nicht geeignet ist.
2. Überprüfe, ob das Netzteil AC (Wechselstrom) liefert oder DC (Gleichstrom). Schliesse auf keinen Fall ein AC-Netzgerät an einen Effekt an, der mit DC versorgt werden muss, und auch nicht umgekehrt. Die meisten Effekte werden mit DC versorgt.
3. Überprüfe die Polarität (nur bei DC-Stromversorgung). Die meisten Gitarren-Effekte verfügen über einen 2,1mm Netzanschluss mit “Center-Negativ”-Polarität. Dieser inoffizielle Standard wurde vor vielen Jahren von Boss eingeführt. Ein “normales” Netzgerät passt also mit einem “normalen” Effekt zusammen.
Ein paar wenige Hersteller machen es aber genau umgekehrt (“Center-Positive”). Zudem gibt es auch noch andere Stecker, z.B. Mini-Klinke oder 2.5mm. Beachte also unbedingt die Herstellerangaben, wo “Plus” ist und wo “Minus”. Häufig wird die Polarität durch ein Diagramm auf dem Effektpedal angezeigt. Eine falsche Polarität kann das Gerät irreparabel beschädigen.
4. Überprüfe die Spannung. Einige Gitarren-Effekte sind sehr empfindlich bezüglich der Spannungs-Anforderung. Wenn das Effektpedal 9V benötigt, stelle sicher, dass es nicht mehr als 9 V bekommt, da übermässige Spannung das Gerät irreparabel beschädigen kann. Auf der anderen Seite gibt auch Pedale, die mit 9V bis 18V zurecht kommen. Beachte hier unbedingt die Hersteller-Angaben.
5. Wenn Du ein Messgerät besitzt, überprüfe, ob am Ausgang des Netzteils auch das raus kommt, was rauskommen soll, oder ob das Netzgerät eventuell defekt ist. Hinweis: Bei einer ungeregelten Stromversorgung ist es normal, dass die gemessene Spannung 10 bis 20% höher liegt, wenn keine Last angeschlossen ist.
6. Überprüfe den Strom. Stelle sicher, dass das Netzteil in der Lage ist, mindestes so viel Strom zu liefern wie das Gitarreneffekt-Pedal benötigt, oder besser etwas mehr. Wenn Dein Pedal zum Beispiel 200 mA benötigt, ist es am besten, ein Netzgerät mit mindestens 250 mA zu verwenden, um sicherzustellen, dass es unter allen Umständen ordnungsgemäss funktioniert.
So, jetzt weisst Du alles, was Du über die Stromversorgung von Effektgeräten wissen musst. Für weitere Informationen über den Aufbau und die Verkabelung eines Gitarren Rigs empfehle ich Dir den Guitar Rig Building Guide von Prostage mit vielen Tipps & Tricks wie Du Brummen, Rauschen und Verluste von Höhen und Dynamik vermeidest, sowie vielen weiteren wertvollen Infos.